Kröger und Lippert holen sich die Titel bei den deutschen Meisterschaften
Bad Dürrheim, 26. Juni. Liane Lippert (Movistar Team) aus Friedrichshafen am Bodensee im Straßenrennen und Mieke Kröger aus Bielefeld (Human Powered Health) im Zeitfahren heißen die neuen deutschen Meisterinnen nach den Titelkämpfen im Schwarzwald.
Die 25-Jährige Lippert siegte nach einem imposanten Solo über 32 Kilometer mit 1:07 Minuten Vorsprung vor Kathrin Hammes (EF Education Tibco-SVB) und Romy Kasper ((AG Insurance- Soudal / 1:13 Min. zur. ), die nach 135 Kilometern auf dem anspruchsvollen Kurs um Bad Dürrheim auf die Podestplätze fuhren.

Die Vorentscheidung fiel drei Runden vor Schluss, als sich eine ca. 15-köpfige Spitzengruppe aus dem Peloton löste und für Tempo sorgte. Aus dieser Gruppe fielen im weiteren Verlauf des Rennens immer wieder schwächere Fahrerinnen zurück, so dass im Finale die Top-Fahrerinnen unter sich waren. Im Ziel hatte die alte und neue deutsche Meisterin, von Familie und Freunden stürmisch empfangen, noch 1:07 Minuten Vorsprung auf Hammes. Die Kölnerin hatte wenige Kilometer vor dem Ziel die Verfolgergruppe attackiert und fuhr ungefährdet auf den Silberrang. Den Spurt um Platz drei (1:13 Minuten zurück) gewann die routinierte Romy Kasper aus Leipzig.
„Heute ist der Geburtstag meiner Mama und ihre Nerven sind nicht die besten. Darum habe ich gedacht, ich versuch es mal alleine. Ich hatte mir schon vorgenommen, allein anzukommen, das ist geglückt. Es war ein besonderer Tag, auch weil die ganze Familie da war und meinen Namen auf die Straße gepinselt hat", freute sich Liane Lippert nach ihrem Sieg.
Im Einzelzeitfahren siegte Mieke Kröger zum zweiten Mal nach 2015. Zuletzt ging der Titel vor acht Jahren in Einhausen an die Bielefelderin. Kröger siegte in einem packenden Rennen vor Katharina Fox (MAXX-Solar ROSE Women Racing) mit nur 0,9 Sekunden. Dritte wurde Clara Koppenburg (Cofidis), die 18 Sekunden zurücklag.
Lange Zeit sah es nach einem Triumph von Franziska Koch (DSM) aus. Die 22-Jährige aus Mettmann lag bei allen drei Zwischenzeiten an der Spitze, fiel aber am Ende auf den undankbaren vierten Platz zurück (45:36 Minuten). Im letzten Renndrittel sauste Olympiasiegerin Mieke Kröger von hinten heran: An der ersten Zwischenzeit lag Kröger als 13. noch 36 Sekunden hinter Koch. An der dritten war es nur noch eine halbe Sekunde. Und im Ziel hatte sie mit 0,9 Sekunden Vorsprung die Bestzeit von allen 55 gestarteten Fahrerinnen.

Es war wichtig, sich das Rennen genau einzuteilen. Wer direkt nach dem Start zu schnell unterwegs war, der büßte im Finale. „Die Zeit wurde am Berg gemacht“, schmunzelte Mieke Kröger im Ziel, denn sie ist nicht gerade als Bergfloh bekannt. Die in Köln lebende Bielefelderin sauste mit einer Übersetzung von 56/11 bei 42,72 km/h über den Kurs, machte in der zweiten Rennhälfte Meter um Meter gut und fuhr zum Titel.
Katharina Fox war die eigentliche Überraschung dieser Meisterschaft. Sie geht im Gegensatz zu Kröger und Koppenburg ihrem Beruf als Lehrerin für Biologie und Geographie nach und ist eigentlich das, was man gemeinhin eine „Amateurin“ nennt. „Man muss sich seine Zeit gut einteilen, dann bliebt genug Zeit fürs Training“, erzählt sie in Bad Dürrheim bei der Pressekonferenz. 2022 gewann Fox die Bundesliga, aber bei internationalen Rennen ist sie noch nie in Erscheinung getreten. Fox hatte sich auch noch vor drei Wochen bei einer Rundfahrt das Steißbein gebrochen. „Aber zur DM war ich wieder fit“, sagt sie. Wer die Doppelbelastung von Beruf und Radsport meistert, der steckt auch eine solche Verletzung weg. Auf die Frage, wo sie denn die Zeit eingebüßt habe, meine sie lächelnd: „In den Kurven und Abfahrten, ich krieche bergab.“ Letztlich war es nur ein Wimpernschlag, neun Zehntelsekunden, trennten sie von Gold.