Erfurt. Für Tour-Direktorin Vera Hohlfeld und Renn-Direktor Marian Koppe beginnen mit dem Ende der Traditions-Rundfahrt fast schon wieder die Planungen für die 37. Auflage im kommenden Jahr. Als vorläufiger Termin beim Weltverband UCI ist der 24. bis 29. Juni 2025 beantragt. „Wir gehen von diesem Datum aus. Wir wollen wieder sechs Tage machen, haben schon jetzt mehr Bewerbungen aus Thüringen als Etappenort als benötigt. Wir haben uns im Freistaat in den Jahren viel aufgebaut und erfahren hiermit auch große Wertschätzung“, schaut Vera Hohlfeld zufrieden voraus.
Renn-Direktor Koppe würdigt ehrenamtliches Engagement im Radsport
Für die 36. Auflage zieht Vera Hohlfeld eine positive Bilanz. „Es war wieder ein Kraftakt. Aber dank unserer Profis im Team und sehr viel ehrenamtlichen Engagement haben wir es wieder geschafft und viel positive Resonanz bekommen – seitens der Jury, der Teams und auch aus den Städten“, sagt Hohlfeld. Auch Renn-Direktor Marian Koppe betont die Teamleistung, die hinter der Rundfahrt steht. „Für viele gibt es nichts Schönes, als ihren Jahresurlaub bei uns zu verbringen. Dafür sind wir sehr dankbar. Wir hatten wieder fast 100 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Dazu kamen fast 500 Streckenposten, die auch zum Gelingen der Rundfahrt beigetragen haben. Das kann man nicht hoch genug einschätzen und würdigen“, so Koppe. Auch das Begleitkommando der Polizei Thüringen mit 20 Motorrädern sorgte für Sicherheit.
Mit der Landeshauptstadt Erfurt und Jena waren die beiden größten Städte Thüringens nach Jahren der Abstinenz zurück im Etappenplan. Gera zeigte sich zum 25. Mal als guter Gastgeber. In Mühlhausen, Altenburg und Schmalkalden startete und endete die einzige deutsche Frauen-Rundfahrt im internationalen Radsport-Kalender (UCI Women’s ProSeries) mitten in den Städten und brachte den boomenden Frauen-Radsport ganz nah an die Menschen. „Gerade hier war die Stimmung sehr, sehr gut – das hat Spaß gemacht“, so die Olympia-Teilnehmerin von 1996.
Thüringen-Rundfahrt in diesem Jahr viel spannender als 2023
Sportlich war die Rundfahrt nach der Dominanz des Teams SD Worx-Protime im Jahr 2023 um ein vielfaches spannender. Das lag zum einen daran, dass die niederländische Mannschaft nicht mit ihren Top-Fahrerinnen wie Weltmeisterin und Titelverteidigerin Lotte Kopecky (Belgien) den Weg nach Thüringen fand. Zum anderen lag es aber auch daran, dass sich die Zahl der World-Tour-Mannschaften im Vergleich zum Vorjahr mit zehn verdoppelte. „Wir hätten natürlich gern Lotte dabeigehabt. Sie ist eine Große des Frauen-Radsports, verfolgt aber aktuell auch ihre Bahn-Ambitionen. Trotzdem war die Qualität der Rundfahrt in diesem Jahr sehr hoch. Kopecky ist 2023 im weiteren Saisonverlauf Weltmeisterin geworden. Vielleicht hatten wir die Olympiasiegerin bei uns in Thüringen am Start – das wissen wir aber erst in gut vier Wochen“, sagt Vera Hohlfeld.
Die im Vorjahr intensiv geführte Debatte um einen Aufstieg der LOTTO Thüringen Ladies Tour in die World Tour hält Vera Hohlfeld für unnötig. Der Zuspruch 2024 ist dabei das stärkste Argument. „Wir geben bei diesem Thema nicht auf. Aber ich habe auch immer gesagt: Ich brauche den World-Tour-Status nicht, wenn ein Teil der Weltspitze hier bei uns in Thüringen ist. Wenn ich vier, fünf oder sechs Teams aus der World Tour am Start habe, bin ich absolut happy. In diesem Jahr hatten wir sogar zehn World Tour Mannschaften“, sagt Vera Hohlfeld, deren Rundfahrt in diesem Jahr auch davon profitierte, dass zeitgleich kein Rennen der WWT ausgefahren wurde.
LOTTO Thüringen Ladies Tour setzt positive Entwicklung für den Radsport fort
Auch in diesem Jahr konnte sich die Rundfahrt weiter professionalisieren. Die TV-Übertragungen und der Live-Stream des mdr sind fest etabliert. Das Motomedia-Team aus Belgien um Dirk van Laar filmte wieder fantastische Bilder. BW-Pictures um Björn Walter sorgte für spektakuläre Drohnen-Aufnahmen. Auf der Strecke waren die sichtbarste Veränderung die neutralen Merida-Materialwagen um Walter Maes. „Wir haben auch dieses Jahr wieder eine Entwicklung hingelegt. Vieles stemmen wir weiter aus dem Ehrenamt. Das ist aber eine Gratwanderung, alles lässt sich damit nicht bewerkstelligen. Und andererseits geht so ein Teil unserer familiären Atmosphäre Stück für Stück verloren – das wollen wir eigentlich auch nicht“, sagt Vera Hohlfeld, die aber schon für 2025 wieder voller Tatendrang ist – und die eine oder andere Idee im Köcher hat.